Neu werden Gelenkbusse auf der Linie 51 eingesetzt. Mit den neuen Bussen wurde die Linie 51 (Wangen an der Aare–Melchnau) in vielen Bereichen aufgewertet. Leiter Busbetriebe Kurt Rüttimann (KR) und Verkehrsplaner Heinrich Matter (HM) erklären den Entstehungsprozess, erzählen von den neuen Herausforderungen der Strecke und schildern die Vorteile.
KR: «Wir haben uns bereits vor zehn Jahren Gedanken zur Umstellung auf Gelenkbusse gemacht und sind die geplante Strecke abgefahren – wir mussten herausfinden, wo allfällige Knackpunkte vorhanden sind. Die Planung verlief also in weiter Voraussicht.»
HM: «Vor vier Jahren gingen wir schliesslich auf die Gemeinden und den Kanton zu und diskutierten die nötigen Anpassungen an den Bushaltestellen oder bei einzelnen Kreuzungen. Im Idealfall wurden kritische Haltestellen gleichzeitig auch barrierefrei umgebaut. So konnten vielerorts zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
KR: «Im Jahr 2023 verkehrten alle unsere Busse zu 95 Prozent pünktlich – seit dem 1. Januar 2024 erreichen wir auf der Linie 51 zwischen den Knotenpunkten Herzogenbuchsee und Langenthal eine praktisch identische Pünktlichkeit, nämlich 94,62 Prozent.»
HM: «Dank den Gelenkbussen konnten wir den Fahrgastwechsel beim Ein- und Aussteigen beschleunigen. Die Dauer, bis alle Fahrgäste umgestiegen sind, hat einen grossen Einfluss auf die Pünktlichkeit und somit auf die Stabilität des gesamten Fahrplans.»
HM: «Unsere Busfahrerinnen und Busfahrer sind sich bereits gewohnt, Gelenkbusse zu fahren – im Seeland, beispielsweise, besteht rund die Hälfte unserer Flotte aus Gelenkbussen.»
KR: «Wir führen regelmässig Schulungen und Weiterbildungen durch. Im Attisholz-Areal bei Solothurn bieten wir 2024 ein Fahrtraining mit Fahrlehrern an. Das Manövrieren mit einem Gelenkbus ist natürlich eine besondere Herausforderung. Rückwärtsfahren wollen wir im Normalbetrieb nie, aber im Notfall ist es wichtig, dass unser Personal auch einen Gelenkbus sicher und routiniert manövrieren kann.»
KR: «Eines vorweg: Unsere Busfahrerinnen und -fahrer lieben die neuen Gelenkbusse. Und die Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden sind bisher ausschliesslich positiv. Auch das neue Erscheinungsbild kommt gut an.»
HM: «In Langenthal löste die Einführung der Gelenkbusse im Vorfeld politische Diskussionen aus. Gelenkbusse seien in Langenthal mit dem Stadtbild nicht verträglich und es wurde sogar vereinzelt der Einsatz von Doppelstockbussen gefordert. Doch nach der Umstellung haben wir nicht eine einzige negative Reaktion erhalten. Unsere Bedenken waren unbegründet und die parallel geführte Kommunikationsstrategie «Einsteigen und Entspannen» ist aufgegangen.»
KR: «In den neuen Gelenkbussen verfügen wir über viel mehr Platz für Kinderwagen, Trottinette oder Rollstühle – das kommt besonders bei den Betroffenen sehr gut an.»
HM: «Es ist ein völlig neues Gefühl, mit dem Bus unterwegs zu sein. Die Platzverhältnisse und der Komfort konnten klar verbessert werden.»
KR: «Die neuen Motoren genügen der aktuell strengsten Schadstoffnorm Euro 6 D. Mit dem Efficient-Hybrid-System können wir jährlich bis zu 26 Tonnen CO₂ einsparen. Zudem verbrauchen wir bis zu 20 Prozent weniger Kraftstoff als mit einem herkömmlichen Bus.»
HM: «Busse, die aus dem Fahrzeugpark der asm ausscheiden, haben alle über eine Million Kilometer auf dem Zähler und werden noch viele Jahre in Italien und Mazedonien weiter eingesetzt. Sie werden regelmässig durch Fahrzeuge mit der neusten Technik ersetzt – ob Gelenkbusse oder andere Modelle, spielt dabei keine Rolle.»
HM: «In den letzten Jahren konnten wir auf der Linie 51 ein Wachstum von durchschnittlich 2,3 Prozent ausweisen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 verzeichneten wir 2024 einen Zuwachs von 9 Prozent. Wir dürfen also sehr zufrieden sein.»
Kurt Rüttimann, Leiter Betrieb Bus
Heinrich Matter, Verkehrsplaner
Ab dem 1. März 1916 erschloss der Berna-Bus (12 Sitzplätze) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h die Strecke Wangen an der Aare–Herzogenbuchsee in 25 Minuten.
Die Pläne waren gezeichnet, die Finanzen gesichert und das Baubüro eingerichtet: Eigentlich sollte ab 1914 eine elektrische Strassenbahn von Herzogenbuchsee nach Wangen an der Aare gebaut werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte dieses Vorhaben; stattdessen beförderte die bereits gegründete «Herzogenbuchsee–Wangen–Jura-Bahn» ab 1916 Passagiere und Stückgut auf Gummi- statt Eisenrädern:
1916: Betriebsaufnahme Automobilstrecke Herzogenbuchsee–Wangen an der Aare als erste konzessionierte Automobilunternehmung im Auftrag der Bahngesellschaft*
1917: Linienverlängerung bis nach Wiedlisbach
1925: Umfirmierung zur Oberaargauischen Automobilkurse A.G. (OAK) (ab 1999 Aare Seeland mobil AG)
1982: Lückenschluss Strecke Langenthal–Melchnau
2004: Linienverlängerung bis nach Grossdietwil LU
2018: Einführung 15-Minuten-Takt zwischen Herzogenbuchsee und Langenthal
2021: Aufgabe der Bedienung Grossdietwil
2024: Umstellung von 12-Meter-Standardbussen auf 18-Meter-Gelenkbusse
* Bei der Betriebsaufnahme des Automobilbetriebs im Oberaargau gab es gesamtschweizerisch erst neun konzessionierte Automobilunternehmungen.