Meine Verbindung

«Der Bahnhofplatz war unser Spielplatz.»

Sie bekommt die Entwicklung ihres Dorfes Täuffelen und des Bahnbetriebs der asm seit Jahrzehnten mit: Marianne Caccivio erklärt, wie sich das Bahnhofareal, die Begebenheiten und der Bahnbetrieb in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben und welche Verbindung sie heute zur asm hat.

Frau Caccivio, Sie sind neben der Bahnlinie in Täuffelen aufgewachsen. Welches sind Ihre ersten Erinnerungen?
Marianne Caccivio: «Im Bahnhofwartezimmer stand ein hellblauer Automat aus Gusseisen, vollgepackt mit Süssigkeiten – jede Köstlichkeit für 20 Rappen. Das war mein kleines Paradies.»

Was war das damals für eine Zeit?
MC: «Eine gute Zeit – wir spielten immer draussen und waren praktisch Selbstversorger: Gemüse aus dem Garten, Früchte aus der Obstbaumwiese. Zu dieser Zeit waren im Dorf noch Sattler, Schreiner, ein Schmied, ein Schuhmacher, eine Bäckerei und eine Metzgerei ansässig. Einzig zum Kauf von Kleidern fuhren wir mit der damaligen Biel-Täuffelen-Ins-Bahn in die Stadt.»

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Fahrt mit der Biel-Täuffelen-Ins-Bahn?
MC: «Nicht exakt, aber das muss irgendwann auf einer Schulreise gewesen sein – wahrscheinlich nach Avenches oder auf die St. Petersinsel. Als Kind blieben wir im Dorf, erst später fuhren wir nach Biel, beispielsweise zum Zahnarzt. Und dann ging’s ab und zu ins Kino – wer den letzten Zug verpasste, musste zu Fuss nach Hause laufen …»

Wie kann man sich die Sicherheitsvorkehrungen von damals vorstellen?
MC: «Im Prinzip war das furchtbar: Es existierten weder Barrieren noch Leuchtsignale, dafür gab es jede Menge unbewachte Bahnübergänge. Aber natürlich waren auch viel weniger Menschen und Autos unterwegs – damals passierte cirka alle anderthalb Stunden ein Zug den Bahnhof Täuffelen – und wir wussten immer exakt, wann das der Fall war. Zudem spielten wir auf den blockierten Güterwagen und auf den Abstellgeleisen.»

Welche Verbindung haben Sie heute zur asm?
MC: «Ich wohne ja immer noch unmittelbar neben dem Bahnhof. Früher hatte ich zu praktisch allen Angestellten eine herzliche Beziehung – vor allem zum damaligen Bahnhofvorstand, Herrn Hübscher. Das war eine Respektsperson und er hatte eine riesige Verantwortung. Heute bin ich froh, dass es die asm überhaupt noch gibt: 1961 wollten sie die Bahnverbindung nämlich abschaffen und auf einen Busbetrieb umstellen. Aber wir protestierten mit Plakaten – und hatten Erfolg. Bis heute schätzen wir die optimale Anbindung und die bequemen und klimatisierten Wagen. Einziger Kritikpunkt: Wieso hat es im Zug keine Toiletten …?»

Wohin verreisen Sie mit der asm – und welches ist Ihre Lieblingsstrecke?
«Wenn ich irgendwohin fahre, dann ins Tessin oder in eine andere Stadt. Für Letzteres kaufe ich mir immer im Reisezentrum in Täuffelen ein City Ticket. Meine Lieblingsorte auf der Strecke nach Biel sind die Möriger und die Lattriger Kurve. Besonders auf dem Heimweg denke ich dann immer: Ach, wie schön ist es hier bei uns im Seeland.»

Welche speziellen Erinnerungen haben Sie aus Ihrer Jugend?
«Der Bahnhofplatz war unser Spielplatz – besonders in Erinnerung geblieben ist mir der jeweilige Warenumschlag der lokalen Bauern von Juli bis Oktober. Sie luden ihre Ware oftmals bei uns am Bahnhof um und wir wussten genau, dass immer etwas für uns übrigblieb: in erster Linie frisches Gemüse oder feine Früchte. Die Bauern wussten auch, dass wir immer auf unsere Kosten kamen – und liessen uns gewähren …»

«1961 wollten sie die Bahnverbindung abschaffen und auf einen Busbetrieb umstellen. Aber wir protestierten mit Plakaten – und hatten Erfolg.» – Marianne Caccivio