Milena Wyss liebte ihren Job als Coiffeurin. Und trotzdem suchte sie eine neue Herausforderung – und fand sie im Führerstand eines asm-Triebfahrzeugs. Alexander Ernst, Leiter Fahrdienst, ist selbst gelernter Lokführer und begleitete Milena als Ausbildungschef auf ihrem Weg zur Lokführerin.
Fast ein Jahr dauert es vom ersten Bewerbungsgespräch bis zur Jungfernfahrt im Führerstand. Wer sich für eine Umschulung zur Lokführerin bzw. zum Lokführer entscheidet, durchläuft zunächst mal einen fünfmonatigen Bewerbungsprozess. Hier werden die Kandidatinnen und Kandidaten im wahrsten Sinn des Wortes auf Herz und Nieren geprüft. «Neben einem eingehenden Gesundheitstest müssen die angehenden Lokführer:innen auch einen psychologischen Eignungstest absolvieren», erklärt Alexander Ernst. Grundvoraussetzung ist ausserdem eine abgeschlossene Berufslehre EFZ/EBA. «Man muss zudem bereit sein, kein 08/15-Leben zu führen. Du arbeitest dann, wenn andere frei haben – aber du kannst in deiner Freizeit gut zur Ruhe kommen; das hat auch seinen Reiz.»
Für Milena Wyss war die Umstellung einzig und allein eine Kopfsache. «Ich habe es mir gut überlegt. Ich bin ein positiver Mensch und habe mir diesen neuen Job gewünscht. Was mir sehr geholfen hat, war die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen, die seit Jahren in diesem Job arbeiten. Sie haben mich motiviert, mir alles gezeigt und mich auf schwierige Situationen vorbereitet», zeigt sie sich begeistert. «Viele Interessenten haben falsche Vorstellungen, was eine Lokführerin machen muss. Man kann nicht einfach einsteigen und losfahren – das Ganze ist viel komplexer und anspruchsvoller, als man denkt», erklärt Alexander Ernst. Dennoch sei der Beruf äusserst spannend, weil er so abwechslungsreich ist. Und er ist zunehmend auch bei den Frauen angekommen. «In den letzten Jahren hat sich das Bild massiv verändert: Wir haben einige weibliche Bewerberinnen, die bereits umgestiegen sind. Und wir stellen nach wie vor ein steigendes Interesse fest.» Für Milena Wyss spielt das Thema Gender keine Rolle: «Früher übte ich als Coiffeurin einen Frauenberuf aus – jetzt bin ich in einem eher männlich geprägten Umfeld. Für mich ist das kein Thema. Ich fühle mich vollkommen akzeptiert und wohl.»
Milenas Beispiel zeigt: Der Beruf ist nach wie vor attraktiv und zieht immer wieder Menschen an. Und trotzdem ist es alles andere als einfach, neue Lokführerinnen und Lokführer zu finden. «Wir befinden uns in einer anforderungsreichen Situation. Ich denke, dass der Beruf nach wie vor interessant ist, aber wir müssen sehr grossen Aufwand betreiben, um genügend Bewerbende zu bekommen», analysiert Alexander Ernst. Ein grosser Pluspunkt ist allerdings, dass man sich auch mit über 50 Jahren noch ohne Weiteres bewerben kann. «Kürzlich haben wir einen 58-jährigen ‹Trämler› eingestellt – er wollte einfach nochmals etwas Neues erleben.»
Obwohl Alexander Ernst als Leiter Fahrdienst die meiste Arbeitszeit in seinem Büro in Langenthal verbringt, lässt er es sich nicht nehmen, mehrmals pro Monat selbst im Führerstand zu sitzen. «Dieses Recht nehme ich mir raus. Es ist nicht nur das Fahren, sondern vor allem der Kontakt mit den Menschen, der mich antreibt.» So kann der aus einer Bahnfamilie stammende Zug-Fan neue Ideen sammeln und auch mal seinen Kopf freibekommen. «Das Wichtigste ist für mich der Kontakt zu meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich liebe es, am Puls zu sein», erklärt er seine persönliche Motivation.
Ganz zum Schluss stellt sich die Frage: Wieso also soll man sich als Lokführerin/Lokführer bei der asm bewerben? «Weil es ein äusserst interessanter, abwechslungsreicher Beruf ist, kein Tag wie der andere verläuft und man immer wieder neue Leute kennenlernt», zieht Milena Wyss ihr persönliches Fazit.
«Wenn ich frühmorgens mit dem ersten Zug unterwegs bin, muss ich um 4:10 Uhr im Depot in Siselen sein. Die Zugvorbereitung besteht aus der Bremskontrolle, der Tür- und Kupplungsüberprüfung sowie dem Prüfen der Sicherungskästen und dann geht’s auch schon los: Funkkontrolle mit dem Fahrdienst, Manöver und eine Dienstfahrt nach Täuffelen oder Ins. Der Fahrplan gibt alles vor. Nach fünf Stunden und fünfzehn Minuten ist spätestens Schluss – in der Praxis fahren wir jedoch selten mehr als viereinhalb Stunden. Und es gibt immer nur eine Schicht pro Tag; das ist gesetzlich vorgeschrieben. Beim Wenden des Zuges in Ins und Biel haben wir jeweils eine kurze Pause. Am Ende kommt es zur Zugübergabe in Siselen. Besonders anspruchsvoll sind Barrierenübergänge. Dunkelheit und Nebel können manchmal irritierend sein und erfordern höchste Konzentration und eine noch vorsichtigere Fahrweise. Das Schönste sind für mich verschneite Landschaften, ein sternenklarer Himmel oder das wundervolle Bergpanorama.»
Interessierte können sich bei der Personalabteilung melden:
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