Martin Mühlethaler ist bei der asm zuständig für die Infrastrukturprojekte – so wie beispielsweise den Umbau des Bahnhofs Lattrigen. Wie lange dauert eigentlich ein solcher Prozess? Wer ist alles involviert? Welche Herausforderungen kommen da auf einen zu? Und wie schafften es die Verantwortlichen, ein solches Projekt reibungslos über die Bühne zu bringen? Eine persönliche Rückschau mit dem Leiter Infrastrukturprojekte.
Martin, was gab den Ausschlag für die Bahnhofsanierung in Lattrigen?
«Ausgangspunkt waren die Änderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes sowie unsere eigenen betrieblichen Anforderungen: Der Bahnhof Lattrigen war vor dem Umbau eine überalterte Anlage und entsprach nicht mehr den Sicherheitsvorschriften.»
Wie läuft ein solcher Prozess im Detail ab (siehe auch Kasten)?
«Die gesamte Vorbereitungsphase dauerte mehr als zehn Jahre. Ich war froh, als es dann Anfang 2024 endlich richtig losging. Die ersten Hürden nahmen wir bereits im Vorfeld: Bewilligungsprozesse, Auflagen, Gesetzesänderungen usw. Dann endlich Baustart: So mussten wir die Pläne, die Infrastruktur und die involvierten Fachleute auf Platz bringen. Wir entschieden uns für eine Dreiphasenplanung: Vorphase, Intensivbauphase, Schlussphase. In der Vorphase mussten wir alles herausräumen und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Leben rundherum weiterlief: Werkleitungen, Strom, Wasser, Kabelfernsehen, Unterquerungen, Sicherheit – vieles geschah in der Nacht, weil der Bahnbetrieb tagsüber weiterlaufen musste.»
Wie lief der Betrieb mit den Ersatzbussen?
«Die Vorbereitungen liefen optimal: Dann kam die Intensivbauphase im Sommer 2024. Im Juli wurde die Bahnstrecke unterbrochen, Ersatzbusse kamen zum Einsatz. Alles, was wir wussten: Am 9. September am Morgen früh sollte der erste Zug wieder planmässig durch den Bahnhof fahren.»
Wie verlief die Kooperation mit den involvierten Partnern (Baufirmen, Kanton, Gemeinde)?
«Es machte sich die gute Planung bezahlt: Das Material wurde rechtzeitig geliefert, die Beteiligten arbeiteten gut miteinander, die Anwohnerinnen und Anwohner zeigten sich verständnisvoll – einzig die angedachte saubere Terminplanung verlief nicht genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Doch letztlich kamen wir alle aneinander vorbei und wir konnten die wichtigsten Zeiten einhalten.»
Was gab den Ausschlag, dass ihr die Intensivphase im Hochsommer terminiert habt?
«Im Vorfeld wurden wir vielfach darauf angesprochen, wieso wir im Hochsommer bauen. Wir sind eine Pendler- und keine Touristenbahn. Für uns war klar, dass wir in der Ferienzeit bauen. Ausserdem herrschen dann auch klimatisch die besten Voraussetzungen.»
Welches waren/sind die heiklen Phasen des Umbaus?
«Eine der grössten Herausforderungen war, den Betrieb aufrechtzuerhalten: Alle Betroffenen mussten sich teilweise durch den Stau quälen. Das sorgte auch mal für Kopfschütteln oder ein kleines Fluchkonzert. Insgesamt muss ich aber allen Involvierten ein grosses Kompliment aussprechen. Gute Kommunikation, viel Verständnis und hier und da ein Lächeln halfen mit, dass alles nebeneinander und gleichzeitig miteinander reibungslos über die Bühne ging.»
Welches sind die nächsten Schritte (Stand Mai 2025)?
«Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Jetzt steht noch die Feinjustierung auf dem Programm. Danach wird per Ende 2025 abgerechnet und archiviert. Wir können aber jetzt schon ein Fazit ziehen: Dieses fällt äusserst positiv aus. Alle Termine wurden eingehalten, wir hatten ein sehr gutes Einvernehmen mit allen involvierten Parteien und das Schlussresultat lässt sich sehen. Am Ende haben wir auch eine Menge Herzblut in diesen Umbau gesteckt – dies hat sich voll ausbezahlt.»
Gibt es etwas, das ihr im Rückblick anders machen würdet?
«Rückblickend würde ich alles nochmals genau gleich machen. Einzig für die Arbeitsvorbereitung würde ich mehr Zeit einrechnen. Danach verlief aber alles mehr oder weniger problemlos. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Menschen und Bedürfnisse hier auf einmal abgedeckt werden mussten. Am Schluss aber steckten wir immer die Köpfe zusammen und heckten einen für alle gangbaren Plan aus.»
Ist Lattrigen jetzt ein Vorzeigeobjekt für die asm?
«Ja, der Bahnhof Lattrigen ist für uns zu einem Vorzeigeprojekt geworden. Ich bin dankbar, dass wir so viele zufriedene Gesichter haben. Das Wichtigste ist sowieso, dass auch von Seiten der Sicherheit alles optimal verlief und dass es keine Unfälle gab. So kann ich bereits an die nächsten Herausforderungen denken. Zum Beispiel in Niederbipp-Scharnageln, wo wir die gesamten Oberbauerneuerungen bei den Bahnübergängen in Angriff nehmen.»