«Das Schönste ist der Kontakt mit den Menschen.»

Sie wollten eigentlich Arzt, Lehrer, Musiker oder Fussballer werden. Heute sind Nuredin Haziri und Manfred Haussener als Chauffeur bzw. Lokführer für die Bus- und Bahnflotte der asm im Einsatz. Ein Gespräch über ihre täglichen Erfahrungen, Herausforderungen, emotionalen Erlebnisse und die Freude an ihrem Beruf.

Was war dein Traumberuf und was wurde schliesslich daraus?

NH: «Ich wuchs im Kosovo auf und war gut in der Schule. Meine Eltern wollten, dass ich Arzt oder Lehrer werde. Leider verfügten wir nicht über genügend Geld, damit ich mich fürs Medizinstudium registrieren konnte. Schliesslich besuchte ich eine Hochschule für Elektronik. Als meine Frau in die Schweiz zog, folgte ich ihr. Mittlerweile sind wir schon seit 27 Jahren hier.»
MH: «Als Kind wollte ich Musiker oder Fussballer werden – schliesslich absolvierte ich eine Lehre als Schreiner.»

Wie bist du auf deinen heutigen Beruf als Buschauffeur bzw. Lokführer gekommen?

MH: «Per Zufall. Ich jobbte nach meiner Lehre und bewarb mich spontan auf ein Inserat. Ich wuchs an der asm-Strecke auf und wollte wieder mal eine Bewerbung schreiben. Ich bin eigentlich kein Bähnler, doch plötzlich bekam ich den Job …»
NH: «Ich hatte keine Wahl. Ich kam in die Schweiz und wollte einfach nur arbeiten. Eines Tages bewarb ich mich auf eine Stelle als Chauffeur – diesen Beruf übe ich nun seit über 20 Jahren mit Freude aus.»

Welche Ausbildungen musstest du absolvieren?

MH: «Nach dem Gesundheitstest und einer psychologischen Tauglichkeitsprüfung wurde ich acht Monate lang als Lokführer ausgebildet. Danach absolvierte ich eine Prüfung.»
NH: «Ich musste zuerst richtig Deutsch lernen. Danach absolvierte ich alle Lastwagenprüfungen und erlangte den Führerausweis Kategorie D. Worauf ich besonders stolz bin: Ich habe alles selbst organisiert und bezahlt.»

Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?

NH: «Das Zusammensein mit anderen Menschen. Mit der Zeit kennt man fast alle Fahrgäste und weiss schon, wer wann und wo einsteigt. Es gibt Situationen, da warte ich auch mal eine Minute, wenn ich weiss, dass ‹mein Passagier› noch nicht da ist.»
MH: «Das Gefühl, auf den Schienen zu schweben. Die Kundschaft und die Menschen, mit denen ich zu tun habe. Die Gespräche. Die Landschaften. Nach den Ferien freue ich mich jedes Mal, wieder in den Führerstand einzusteigen.»

Welches war dein schönster Moment?

MH: «Kürzlich betreute ich im Altersheim eine ältere Dame. Ich sagte ihr, dass ich immer vor ihrer Haustüre durchfahre, und forderte sie auf, mir mal zu winken. Kurze Zeit später stand sie mit dem Rollator am Perron und überreichte mir ein Paket mit Schokolade. Das hat mich tief berührt.»
NH: «Gerade auf der Moonliner-Strecke erlebe ich immer wieder lustige oder berührende Momente. Ich liebe es, den Menschen einen kleinen Gefallen zu tun.»

Was verbindet euch beruflich und tauscht ihr euch auch manchmal persönlich aus?

NH: «Wir winken einander immer zu. Zudem arbeitet Manfred manchmal auch als Kontrolleur in den Bussen. Wir haben zwar nicht viel Zeit, aber ein kurzer Schwatz liegt immer drin.»
MH: «Manchmal geben wir uns gegenseitig Ratschläge und sprechen über unsere Erlebnisse auf der Strecke.»

In der Schweiz herrscht Fachkräftemangel. Was kann man unternehmen, damit Berufe wie Chauffeur oder Lokführer attraktiv bleiben?

NH: «Das Problem aus meiner Sicht sind die verschiedenen Schichten – besonders Samstag- und Sonntagdienste. Für mich stimmt es aber – ich liebe meinen Job.»
MH: «Man muss einfach Freude haben an dem, was man tut. Für mich stimmt alles, auch der Lohn. Viele junge Menschen wollen heute weniger arbeiten und flexibel sein. Das ist halt problematisch.»

Auf welchen Strecken bist du am meisten unterwegs?

MH: «Ich bin normalerweise zwischen Solothurn und St. Urban im Einsatz. Zurzeit fahre ich als Aushilfe im Seeland. Hier ist die Landschaft besonders schön: Sonnenaufgänge, Gemüsefelder, Nebelmehr, Vollmond, ein wunderschönes Gefühl.»
NH: «Ich bin eigentlich auf den ganzen Linien im Oberaargau im Einsatz; zudem fahre ich auch gerne die Moonliner-Strecken.»

Wie nimmst du die asm als Unternehmen wahr?

MH: «Ich bin stolz, dabei zu sein. Die asm ist ein super Arbeitgeber und ich fühle mich sehr wohl.»
NH: «Mir gefällt es sehr gut und ich kann mir gut vorstellen, bis zur Pensionierung bei der asm zu bleiben.»