Über Feld, Wald, Wiese, Stock und Stein

Bauprojekte sind vielschichtig und manchmal komplex – besonders wenn es um den Schutz der Umwelt geht; so zum Beispiel bei der Sanierung des Bahnübergangs Rütihof in Bannwil oder bei der Totalerneuerung der Geleise in Ins. Eine Expertise und Begehung vor Ort mit Umweltexperte und Brückenbauer Geri Kaufmann.

Gewässer, Wald, Licht, Lärm, Luft, Landschafts- und Naturschutz usw.: Nicht weniger als 18 Bereiche müssen in einem Umweltbericht abgedeckt werden. Höchste Eisenbahn also, einen Umweltfachmann beizuziehen. Hier kommt Geri Kaufmann; der erfahrene Umweltfachmann begleitet die asm immer wieder in verschiedensten Bauprojekten. Unter anderem bei der Sanierung des Bahnübergangs Rütihof in Bannwil.

9.04 Uhr: Bahnübergang Rütihof, Bannwil


Bahnübergang Rütihof in Bannwil auf der Strecke Aarwangen–Niederbipp: Neue Streckenführung, Verschiebung Bahnübergang, neue Tierdurchlässe, Waldrodung und Ersatzaufforstungsflächen – Geri Kaufmann und sein Team waren von allem Anfang an gefordert. «Wir wurden im Jahr 2017 angefragt, weil das Projekt nicht vorwärtsging und die Fronten verhärtet waren», erinnert sich der Umweltfachmann. «Also analysierten wir die Lage, brachten die verschiedenen Parteien erstmals an einen Tisch und diskutierten einerseits mit unserem Auftraggeber asm sowie den Naturschutzverantwortlichen des Kantons und den Waldverantwortlichen.» Nach einer gemeinsamen Begehung vor Ort war klar: Kaufmann und die involvierten Parteien fanden den Rank. «Wir konnten mithelfen, die verhärteten Fronten aufzulösen und einen gemeinsamen Lösungsansatz zu entwickeln», schaut der Umweltspezialist zurück. Danach wurden Kaufmann + Bader bei allen umwelttechnischen Fragen beigezogen. Mit anderen Worten: von der Waldbeanspruchung mit Rodungsgesuchen, der Holzereibegleitung bis zum Sicherheitsholzschlag im Nahbahnbereich und bei allen Umweltersatzmassnahmen, Entschädigungsansprüchen- und -vereinbarungen, dem Bodenschutz, der Planung Erdbewegungen oder der Wiederherstellung des Bodens und der Kleinbiotope. 

9.25 Uhr: Moosbahnbach, Bannwil


Heute fliesst leicht unterhalb des neuen Bahnübergangs ein kleines, munteres Bächlein leise rauschend durch den Wellblechdurchlass mit Kleinstrukturen. «Man kann es sich fast nicht vorstellen, aber in der Startphase der Sanierung herrschten extrem schwierige Wetterbedingungen. Im Juli 2021 standen wir hier gar in einer gefluteten Waldfläche», erinnert sich Kaufmann. Um einen Boden in seinen drei Schichten abzutragen und neu darauf zu bauen, braucht es eine gewisse Trockenheit. Der Bauvorgang musste mehrmals unterbrochen werden, weil die Bodenfeuchte zu hoch war.

9.41 Uhr: Bau- und Installationsplatz, Bannwil


Weiter geht’s zum ehemaligen Bau- und Installationsplatz: Im Bereich der Zufahrten und des eigentlichen Installationsplatzes wurde zuerst ein Vlies (Geotextil) verlegt und anschliessend eine 50 cm dicke, schützende Kiesschicht eingebracht. Der bei den Bauarbeiten anfallende Ober- und Unterboden wurde nach Herkunft getrennt und direkt auf den gewachsenen Boden deponiert. Zur optischen Trennung wurde zudem zwischen gewachsenem und abgetragenem Boden eine dünne Strohschicht eingebracht. «Der Landwirtschaftsboden unter dem Installationsplatz wurde nach der Beanspruchung aufgelockert und wieder angesät. Bei der Rückführung musste dieser wieder der gleichen Qualität wie vor der Beanspruchung entsprechen», erklärt Kaufmann.

10.01 Uhr: Kleintierdurchlass, Bannwil


Zweihundert Meter nördlich liegt der Kleintierdurchlass, der als Ersatzmassnahme für den Eingriff neu konzipiert wurde. Neben allen Kleintieren queren hier auch mal Füchse oder Rehe die Unterführung. Ebenfalls hier führt ein kleiner Bach durch den Durchlass. «Die Rehe orientieren und bewegen sich oftmals dem Wasser entlang. Somit passieren sie automatisch auch den Kleintierdurchlass und meiden die gefährliche Strasse», erklärt Geri Kaufmann. Die beiden Durchlässe waren eine Auflage der Naturschutzorganisationen und wurden von den Fachstellen nach dem Bau auch entsprechend gewürdigt. 

13.23 Uhr: Bahnhof Ins


Eine wiederhergestellte Wiese oberhalb des Bahnhofs wurde während der Bauphase (Geleise- und Trasseenerneuerung) zum Installationsplatz. Von hier aus wurden die gesamten Anlagen erneuert beziehungsweise ersetzt – und dies inmitten eines Wohnquartiers. Geri Kaufmann und sein Team waren auch diesbezüglich in mehreren Hinsichten gefordert. «Wir mussten vor allem dafür sorgen, dass die Vorgaben der Luftreinhalteverordnung und die Ruhezeiten eingehalten wurden», erklärt der verantwortliche Umwelttechniker. Auch die Kommunikation innerhalb der betroffenen Wohnzonen war ein wichtiges Thema. «In der Hauptbauphase war ich einmal pro Woche vor Ort und sprach mich teilweise persönlich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ab. Das ist sehr gut angekommen», erinnert er sich. 

13.45 Uhr: Bahnhofmatte, Ins


Mitten in der Kurve beim aufsteigenden Trassee wurde in der Böschung eine Reptilieninsel errichtet – und dies, obwohl hier bisher keine Reptilien festgestellt wurden. «Das war eine Auflage der Behörden: Die Inseln wurden präventiv an drei Stellen entlang der Streckenführung gebaut, damit sich Reptilien einerseits hier niederlassen und danach auch ungestört verbreiten können», erklärt Geri Kaufmann. Und ergänzt: «Wir haben für den Bau der Inseln mit einer ausgewiesenen Fachfrau zusammengearbeitet. Die Steine und die Besonnungslage eignen sich bestens für die Ansiedlung von Reptilien und die allgemeine Lebensraumaufwertung.»

14.50 Uhr: Garage Café, Sutz


Zeit für eine Schlussbilanz. Geri Kaufmann sieht sich in der Kooperation mit der asm in erster Linie in der Vermittlerrolle. «Wir helfen Unternehmen in der gesamten Bauplanung und -begleitung. Wir kennen die Umweltanforderungen und können mithelfen, Bauprozesse zu verbessern und den Terminplan einzuhalten. Wir sind stets lösungsorientiert unterwegs und hatten bisher noch für alle Herausforderungen eine Lösung parat. Das Wichtigste aber ist das Vertrauen – und das haben wir von Seiten asm bei allen Projekten vollumfänglich gespürt.»

Zur Person

Geri Kaufmann wollte ursprünglich Kreisförster werden. Bis vor Kurzem leitete er zusammen mit seinen drei Geschäftspartnern das vor über dreissig Jahren von ihm gegründete Büro Kaufmann + Bader in Solothurn. Heute arbeitet er als Projektleiter im Büro. Kaufmann ist diplomierter Forstingenieur und Umweltfachmann. Die asm begleitet er seit Jahren als Umweltexperte und Baubegleiter.