Eine Erfolgsgeschichte geht zu Ende

Während 18 Jahren transportierte die Hurni Kies- und Betonwerke AG mit der asm über 2 Millionen Tonnen Kies und Aushubmaterial per Bahn. Weil die Kiesgrube in Siselen-Finsterhennen erschöpft ist, wurden die Bahntransporte per 11. Dezember 2021 eingestellt. Wir ziehen mit Fritz Hurni (Geschäftsleitungsvorsitzender Hurni Kies- und Betonwerk AG) und Christian Ege (Leiter Betriebsabteilung Seeland asm) Bilanz.

Die Vorgeschichte

Die Idee, im oberen Seeland Kies abzubauen, entstand in den 1980er-Jahren. «Nach einer Standortevaluation im Gebiet Siselen-Finsterhennen prüften wir 1995, ob wir den Kies nicht per Bahn von der Grube zu unserem Standort nach Sutz transportieren können – die Grundidee dafür entstand sogar noch zehn Jahre vorher», erklärt Fritz Hurni. «Wir hatten 15 Jahre gezielt geplant und schliesslich verzögerte sich das Baubewilligungsverfahren nochmals um drei Jahre.»

Die Bau- und Bahngeschichte

Gefragt waren zu Beginn zahlreiche kreative und visionäre Lösungsansätze. Damit der Kies überhaupt auf die Schiene gelangen und konkurrenzfähig transportiert werden konnte, mussten wichtige Infrastrukturanpassungen erstellt werden. «Beispielsweise waren der Einbau von Anschlussgleisen mit Fahrleitungen oder die Errichtung von Be- und Entladungsvorrichtungen notwendig», erklärt der Leiter Betriebsabteilung Seeland, Christian Ege. Für die Traktion kamen die mehr als 30 Jahre alten Triebwagen aus dem asm-Fundus zum Einsatz. Die vierachsigen Einseitenkastenkipper stammten aus der ehemaligen DDR – sie wurden bis 1995 für den Transport von Braunkohle eingesetzt.

Die Umweltgeschichte

Christian Ege und Fritz Hurni begleiteten den gesamten Prozess für die asm vom Start im September 2003 bis zum letzten Transport Mitte Dezember 2021. «Für uns stand der Umweltfaktor an vorderster Stelle. In den 18 Jahren konnten aufgrund des Bahntransports über 100 000 Lastwagenfahrten eingespart werden», bilanziert Hurni heute. «Ausserdem konnten wir während 18 Jahren eine Stelle für Fahrpersonal sowie Facharbeitsstunden für Unterhalt und Werkstatt kreieren», ergänzt Ege. 

Die Zeitgeschichte

Einst wurden im Seeland noch Milch und Zuckerrüben per Bahn transportiert. Heute ist der Bahngüterverkehr im Seeland nicht mehr existent. «Cargo ist nicht krisenresistent. Ein harter Markt, besonders auch für eine Schmalspurbahn wie die asm. Der Aufwand für die Infrastruktur ist enorm. Unser Kerngeschäft ist vielmehr der Personenverkehr», schätzt Christian Ege die aktuelle Lage ein. Einzig Ganzzüge sind noch ein Faktor und am einfachsten abzuwickeln; es entstehen keine Leerzeiten.

Zukunftsgeschichte

Die Kiesgrube in Siselen-Finsterhennen ist also Geschichte. Für das nächste Projekt rekrutiert Fritz Hurni zurzeit einen Standort in Kallnach. «Hier macht die Nutzung der Bahn weder wirtschaftlich noch ökologisch Sinn.» Der Unternehmer weiss aber auch: Kies gehört die Zukunft. «Es ist neben Zement der wichtigste Grundstoff für Beton. Und Beton ist der wichtigste Baustoff der Schweiz. Brücken, Spitäler, Schulen – nichts kann Beton hinsichtlich Masse ersetzen. Kommt dazu: Die Schweiz ist sehr kiesreich. Einzig der Abbau ist aus Naturschutzgründen nicht ganz einfach – aber das ist eine andere Geschichte …»

Die Schlussgeschichte

20 Jahre nach der Lancierung ist die Kiesgrube erschöpft. Die Hauptmenge wurde abtransportiert – der Bauschutt wurde jeweils wieder zurücktransportiert. «Wir konnten den Prozess CO2-neutral abschliessen, die Grube wird nun aufgefüllt und renaturiert», erklärt Fritz Hurni. Der Unternehmer schaut denn auch auf eine erfolgreiche Kooperation mit der asm zurück: «Wir hatten ein äusserst gutes Einvernehmen, pflegten eine gute Arbeitsaufteilung und gehen im Guten auseinander.» Das sieht auch Christian Ege so. «Es war immer ein Geben und Nehmen. Was bleibt, ist der Rückblick auf eine erfolgreiche und gute Zeit.»

Die Lieblingsorte von Fritz Hurni und Christian Ege

Fritz Hurni: «Mir gefällt es besonders in Hagneck am Wehr – vielleicht auch, weil dort das Kraftwerk mit unserem Kies aus der Region gebaut wurde.»
Christian Ege: «Am schönsten ist es für mich in Mörigen
am Bielersee: Ein Beizli, ein Beachvolleyfeld, was will man mehr …»