Die Sicherheit der Bahnübergänge ist ein zentrales Thema bei der asm. Seit fast zehn Jahren läuft die Planung und Ausführung zur Optimierung des Übergangs bei der Abzweigung nach Bannwil – nächstes Jahr werden die Arbeiten dafür abgeschlossen. Eine Retrospektive.
Vor ziemlich genau zehn Jahren initiierte die asm die Sanierung des Bahnübergangs an der Hauptstrasse zwischen Aarwangen und Niederbipp. Fakt ist: Aufgrund des hohen strassenseitigen Verkehrsaufkommens entsprach die Anlage nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften. «Der Stauraum für Fahrzeuge zwischen dem Bahnübergang und der Kantonsstrasse war zu kurz. Bei den Sattelschleppern ragte das Heck in die Kantonsstrasse, beziehungsweise bei der Einfahrt in die Kantonsstrasse in den Bahnübergang», erklärt Projektleiter Martin Mühlethaler. Aber wieso dauert ein solches Projekt zehn Jahre? «Weil es komplexer ist, als man denken könnte – aber dafür muss ich kurz ausholen …»
Die Gesamtverantwortung für den Bahnübergang liegt bei der asm. «Wir sind die Treiber des Projekts, doch die Dimension ist weitaus grösser und die Liste der involvierten Partner beinahe grenzenlos: Vom kantonalen Tiefbauamt über die Burgergemeinden Niederbipp und Bannwil als Grundeigentümer, das Bundesamt für Verkehr, das Bundesamt für Strassen, die Gemeinden Bannwil und Aarwangen, das kantonale Amt für Landwirtschaft und Natur oder das Bundesamt für Umwelt bis zu Pro Natura – wir mussten während der gesamten Zeit gemeinsam alle Interessen unter einen Hut bringen.» Nur ein Beispiel: Pro Natura verlangte einen Kleintierdurchlass für geschützte Tiere wie Fuchs, Dachs oder Feldspitzmaus. Jede involvierte Partei vertrat ihre eigenen Anliegen – nicht zuletzt deshalb dauerte es zehn Jahre bis zur Fertigstellung. Allein das Bewilligungsverfahren dauerte zweieinhalb Jahre.
Komplikationen, Verzögerungen, Herausforderungen – und mittendrin Martin Mühlethaler. «Ich liebe solche Projekte, auch wenn sie teils sehr anstrengend sind. Als Gesamtprojektleiter muss ich alle Fäden in den Händen halten, die Qualität, die Kosten und die Termine im Griff haben – und mich vor allem mit allen Parteien gut verstehen …» Er lebt für seinen Job, das ist offensichtlich. Und es ist nicht sein einziges Projekt: Ausbau Bahnhof Brüttelen mit Doppelspurausbau Richtung Siselen, Erneuerung des Streckenabschnitts Scharnageln–Bahnhof Niederbipp oder die Schliessung des Bahnübergangs Wagnerstrasse in Gerolfingen. Mühlethaler kann sich immer problemlos abgrenzen oder mit den Menschen arrangieren. «Ich schaue allen in die Augen und habe immer ein gutes Argument in den Händen: Letztlich geht es immer um Sicherheit – und das leuchtet allen ein.»
Auch wenn das Projekt zurzeit noch nicht ganz abgeschlossen ist, wird bereits jetzt ein positives Fazit gezogen. Weil der Bahnbetrieb während der gesamten Bauphase einwandfrei sichergestellt war. Weil die Kommunikation mit den involvierten Parteien positiv ablief. Und schliesslich, weil jetzt die Sicherheit in diesem Streckenabschnitt jederzeit gewährleistet ist. «Rein emotional am meisten berührt haben mich aber die zahlreichen Begegnungen mit den Tieren rund um die Baustelle – ich habe vielfach frühmorgens Prachtexemplare von Hirschen oder Rehen beobachtet – wunderschöne Situationen, die mich berührten und auch immer wieder motivierten.»
Mit der Verschiebung des Bahnübergangs von nur 30 Metern gelang es, eine enge Kurve auf der Strecke zu eliminieren. Die Züge können neu statt mit 50 mit 80 Stundenkilometern passieren, was die Fahrplanstabilität wiederum erhöht. Der Bahnbetrieb wurde während der gesamten Dauer nur während einer Woche beeinträchtigt. Der Fahrplan wurde mittels Bahnersatzbussen sichergestellt. In dieser Zeit wurden die gesamten Gleise verschoben, die Sicherungsanlagen erneuert sowie eine neue Fahrleitung montiert.
«Einerseits ist mein Lieblingsort immer dort, wo die Bagger aufgefahren werden … Mein wahrer Lieblingsort aber liegt an einer asm-Haltestelle: Bollodingen Dorf, wo ich aufwuchs und immer noch wohne. Bereits meine Urgrossmutter gab hier Schule. Das ist meine Heimat – hier bin ich zu Hause.»