«Wir pflegen einen ausserordentlich guten Zusammenhalt.»

asm-Verwaltungsratspräsident Thomas Rufener und Direktor Fredy Miller stellen sich sieben auserwählten Fragen des abgelaufenen Jahres. Zum Beispiel: Was bereitet ihnen besondere Freude, was unternimmt die asm in Bezug auf die Nachhaltigkeit und wo befinden sich ihre persönlichen Lieblingsorte?

Warum haben Sie für dieses Gespräch den asm-Nostalgiewagen ausgesucht?
T.R.: «Aus Respekt vor dem Innovationsgeist dieser Zeit und weil wir uns immer Orte von spezieller Bedeutung für solche Treffen aussuchen.»
F.M.: «Unsere Firma besteht seit 115 Jahren. Wir sind in der Verantwortung, einen Teil dieser asm-Geschichte möglichst erfolgreich weiterzuschreiben. Der Nostalgiewagen mahnt uns an die Vergangenheit.»

Welches war Ihr Lieblingsthema im vergangenen Jahr?
T.R.: «Ich bin ein positiv gestimmter Mensch. Trotzdem stellte ich in unserer Gesellschaft immer wieder fest, dass sich zahlreiche Menschen von negativen Erlebnissen beeinflussen lassen. Das finde ich schade und das bereitet mir Mühe. Es geht darum, eine gute Balance zu finden, und am Ende muss das Gute überwiegen. So wurde ich erzogen. Und danach lebe ich bis heute. Das Positive zu suchen und zu finden, ist mein Lieblingsthema.»
F.M.: «Ich verspüre eine grosse Freude, dass wir in unserer Firma einen unheimlich guten Zusammenhalt haben. Dies beweisen auch die zahlreichen persönlichen Begegnungen mit Mitarbeitenden – und sei es manchmal nur ein Winken einer Buschauffeuse oder eines Lokführers aus dem Zug.»

Was hat Ihnen im vergangenen Jahr am meisten Bauchschmerzen gemacht – und was unternahmen Sie dagegen?
T.R.: «COVID-19 hat unsere Gesellschaft durcheinandergewirbelt. Die Fronten verhärteten sich, Ideologien kamen auf. Wir müssen wieder lernen, Rücksicht aufeinander zu nehmen und uns gegenseitig vermehrt zu unterstützen.»
F.M.: «Die finanzielle Lage bei unseren Nebengeschäften hat sich dramatisch verschlechtert. Für unsere Carreisen, den Güterverkehr, die Schifffahrt oder die Gastronomie gab es keine oder nur teilweise Härtegeldentschädigung und Reserven sind nur beschränkt vorhanden. Wir werden auch im laufenden Jahr 2022 gefordert sein.
Der Modalsplit ist eines der Schwerpunktthemen des Verbands öffentlicher Verkehr. Hier geht es in erster Linie darum, den Anteil des öV am Gesamtverkehr nach einer Phase der Stagnation und nach Corona mittel- und langfristig weiter zu steigern.»

Können Sie uns etwas über die konkreten Ziele erzählen? 
F.M.: «Unser Referenzjahr ist 2019. Zurzeit (Stand November 2021) erholt sich die Auslastung langsam wieder. Wir müssen die Qualität und Verlässlichkeit des öV immer weiter perfektionieren. So gewinnen wir Fahrgäste.»
T.R.: «Die Umlagerung des Verkehrs ist eine grosse Herausforderung. Wir müssen dem neuen Mobilitätsverhalten unserer Kundinnen und Kunden gerecht werden.»

Welche Projekte beschäftigen und beanspruchen Sie zurzeit am meisten?
T.R.: «Die Energiefrage ist zentral. Wir müssen die richtige Energieform für alle Bereiche finden. Unsere Hybridbusse in Langenthal, beispielsweise, kommen bereits ins Alter. Hier brauchen wir mittelfristige die nächste richtige Lösung.»
F.M.: «Wir hatten in der Geschichte der asm noch nie so viele Grossprojekte, die wir vorbereiten und bald umsetzen werden: Umbau Bahnhof Langenthal, Sanierung Bahnübergang ‹Rütihof› in Bannwil, die Sanierung und Umgestaltung Baselstrasse in Solothurn, Ausbau der Bahnhöfe Nidau und Lattrigen sowie die Verkehrssanierung Aarwangen. Die Dichte ist hoch.»

Kommen wir zum Thema Nachhaltigkeit. Was unternimmt die asm in dieser Hinsicht?
T.R.: «Wir hinterfragen unsere Themen mit dem notwendigen gesunden Menschenverstand. Gerade die Stromversorgung kann zu einer besonderen Herausforderung werden in Zukunft – hier müssen wir die richtigen Entscheidungen treffen. Mit einer möglichst nachhaltigen Versorgungsstrategie, die dem Zeitgeist entspricht. Wichtig ist, dass wir uns diesbezüglich realistische Ziele setzen.»
F.M.: «Uns gibts seit über 100 Jahren. Unter anderem sind wir heute so gut aufgestellt, weil wir versuchten, vorausschauend zu denken. Gerade im öV nehmen wir so gut es geht Rücksicht auf ökologische Themen.»

Themawechsel: Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsort und weshalb?
T.R.: «Ich fahre viele Strecken entlang der asm-Linien mit dem Velo; hier wechseln die Eindrücke sehr rasch und man sieht relativ viel innert kürzester Zeit: vom Aareufer über die Jurahöhen bis zu den verschiedenen fantastischen Aussichten auf die Berner Alpen.»
F.M.: «Mein aktueller Lieblingsort befindet sich im Zug. Ich fahre zurzeit häufig für Sitzungen nach Solothurn. Die 40 Minuten Reisezeit nutze ich, um mich einerseits vorzubereiten. Andererseits staune ich jedes Mal über unsere komplexe und bestens unterhaltene Bahninfrastruktur und treffe unsere Mitarbeitenden. Diese Mischung gefällt mir.»